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Mit der neuen CD "komm" stellen Kay Kankowski & Band ein abwechslungsreiches Album vor, bei dem man auch beim wiederholten Hören noch Neues entdecken kann. Die Musik, die sich zwischen Blues, Folk, Country, Jazz, Rock und Funk bewegt, steckt voller musikalischer und textlicher Zitate, Anspielungen und Collagen. Bandleader Kay Kankowski komponierte und textete alle 14 Songs. (→)
photo: Kay Kankowski
"komm" - klein geschrieben, ohne Ausrufungszeichen, ein
kurzes Wörtchen. Der Titel taucht auf dem Album immer
wieder in unterschiedlichen Formen auf. "komm" - das steht
für Bewegung, auf der Reise sein, gehen und ankommen,
Reisen in sich selbst und Reisen in der Geschichte.
Ursprünglich plante Kay Kankowski kein Konzeptalbum. Doch
als er seine Songs fertig hatte, stellte er fest, dass ein Großteil
irgendetwas mit Bewegung zu tun hat. Also gruppierte er die
Stücke noch einmal neu. "Ich mag das, wenn es auch formal
Sinn ergibt und für mich schlüssig ist", erklärt er.
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Titel
01) Kein Weg soweit
02) Als ob es gestern war
03) Du tust so gut
04) B77
05) Kein Mond heut nacht
06) Das Alles
07) Der Sommer war groß
08) Küchenjazz
09) Wenn man los muss
10) Hic sunt leones
11) Mit Dir
12) Alter Mann
13) Wieder an Land
14) Hier ist kein Bleiben
Alle 14 Songs und den Hidden Track hat der Musiker aus Haby in Schleswig-Holstein selbst geschrieben. "Die neue CD ist mehr Ich. Weniger Versteckspiel trotz Versteckspiel", lacht er. "Eine andere Art von Maskierung, wenn man so will. Es war ein erklärtes Ziel von mir, ein Album zu machen, wo nur ich stattfinde." Auf dem Album beweist Kay Kankowski mehr Mut zu Ecken und Kanten, zu mehr Authentizität. Gleichzeitig ist es seine erste CD, bei der er nicht alles selbst gemacht hat, das Booklet Design etwa (→). Auch beim Mischen war er nicht durchgehend dabei und vertraute auf Roger Wahlmann vom Cliffstudio. Wichtig ist dem Bandleader, dass das Album mit den Musikern komplett live eingespielt wurde. Das Ergebnis lässt sich hören. Kay Kankowski selbst ist sehr zufrieden: "Ich habe noch keines meiner Alben so oft gehört, bevor es veröffentlicht wurde. Aus Spaß, weil es mir so gut gefällt, weil ich es so gern höre, weil es so abwechslungsreich ist." (→)
photo: www.harry-kretzschmar.de
"Was ich bei diesem Album sehr auf die Spitze getrieben habe, ist der Umgang mit Zitaten und Halbzitaten, mit Anspielungen, die ich übernehme und wieder zusammenbaue, so ein bisschen collagenartig." So kann jeder auch beim erneuten Hören immer wieder etwas für sich entdecken. "Wenn das bei den Hörern auch so ankommt, dann wäre ich sehr glücklich!" Wer genau hinhört, bemerkt zum Beispiel, wie eine Anlehnung an einen Text von Bertolt Brecht einem musikalischen Zitat von Bob Dylan gegenübergestellt wird. Was auf den ersten Blick so fern voneinander liegt, verschmilzt Kay Kankowski harmonisch und mit einem Augenzwinkern. Kay (→)
photo: www.ceglars.de
Alle Lieder von "komm" funktionieren für sich selbst. Gleichzeitig ergeben sie alle
zusammen ein Gesamtbild mit zahlreichen Querverweisen, das man sich geschlossen
anhören kann. Dabei sind alle Songs gleichberechtigt. "Da gibt es Bilder, die in
verschiedenen Liedern in verschiedenen Zusammenhängen wieder auftauchen. Ganz
absichtlich", erläutert Kay Kankowski. "Und deshalb haben diese Lieder auch ganz
absichtlich ihre Position auf dem Album."
Alle Liedtexte sind im Booklet abgedruckt. So kann man sie mitlesen und sich damit
auseinandersetzen. "Im Text passiert viel, viel mehr, als ich je in meinem Leben getextet
habe. Ich habe auch noch niemals so dichten Text produziert", so der Komponist. "Es gibt
Texte, die von außen sehr schwer zugänglich sind, weil es da auch um innere Prozesse geht.
Aber das sind die, die sich am meisten lohnen."
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Auf keinem anderen Album hat Kay Kankowski so viele unterschiedliche Musikstile so
bewusst eingesetzt. Vor einigen Jahren studierte der gebürtige Flensburger
Musikwissenschaften. Beeinflusst dadurch sieht er Musik heute als formbares Material.
"Wenn ich für das neue Album Musik komponiert habe, habe ich ganz bewusst geguckt:
Was passt mit den Texten zusammen? Ich habe geschaut, was für Musik ich mag, die Text
transportieren kann, aber auch ein Stückchen Eigenleben entwickeln kann." Dabei mischt
sich Improvisation mit bewusst konstruierter Musik.
"Wieder an Land" etwa war ursprünglich als Gedicht gedacht und entstand mit seinen
stimmungsvollen Akkordwechseln aus einer Improvisation heraus. "Ich habe den Text
vorgetragen, und die Melodie ergab sich beim Vortrag, aus der Harmonik, aus der
Stimmung, die beim Musizieren entstand."
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Manchmal entscheidet sich Kay Kankowski musikalisch auch absichtlich für Klischees. "Es
gibt Standardakkordfolgen wie bei "Kein Mond heute Nacht". Das haben wir schon 10
Millionen Mal so gehört. Aber dieses Klischee brauche ich einfach, um diesen Text zu
stützen", erklärt der Musiker. "Der Erzähler dreht ja immer mehr ab, und da braucht es
eine Musik, die das halten kann und eine gewissen Gegenspannung aufbaut, damit nicht
alles kunterbunt wird, sondern noch verständlich bleibt."
Etwas neidisch guckte Kay Kankowski bisher rüber in die USA, wo Bob Dylan über den
Highway 61 singt, wo es Songs über die Route 66 gibt oder den Highway One –
Geschichten über Straßen, die eine Bedeutung haben. Der Norddeutsche wollte auch ein
Lied über eine Straße schreiben. So entstand die relativ schnelle Nummer "B77" mit
leichten Funkelementen. "Mir ist irgendwann die B77 eingefallen, weil es diese Straße nur
gibt, um Handel zwischen Schleswig und Holstein zu ermöglichen."
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Bei seinen Texten lässt sich Kay Kankowski auch von längst vergangenen Erlebnissen
inspirieren. So beschreibt "Als ob es gestern war" eine Szene nach einer Abiturfeier an
der Flensburger Förde 1983. Ein befreundeter Lehrer sagte dem Musiker einmal, dass er
Abiturfeiern so liebe, weil die jungen Menschen ein Gefühl von Unbesiegbarkeit haben und
das auch ausstrahlen. "Deshalb geht es auch mit der Zeile los: Kannst du dich noch
erinnern, als wir so unbesiegbar waren?"
Ganz zum Schluss noch mit auf das Album gekommen ist "Hier ist kein Bleiben", in
dem viele Bilder aus der Bibel versteckt sind. Es beschreibt den wiedergefundenen
Glauben des Musikers und bezieht sich auf die Jahreslosung von 2013. "Das ging mir
immer im Kopf herum, dass wir hier auf dieser Welt nur vorübergehend sind und
eigentlich immer auf der Suche bleiben."
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All seine kreativen Ideen umsetzen kann Kay Kankowski letztlich durch die Unterstützung
seiner Band. Mit hochprofessionellen Musikern, die sich in allen Genres zuhause zu fühlen
scheinen.
Kay Kankowski möchte unvergängliche Musik schreiben, die bleiben kann. Auch, wenn er
weiß, dass das ein hoher Anspruch ist, ist das seine Antriebsfeder. "Alle Songs sind was
ganz Persönliches. Ich stehe für jeden Song Wort für Wort gerade."
photo: www.harry-kretzschmar.de
01) Kein Weg soweit
02) Als ob es gestern war
03) Du tust so gut
04) B77
05) Kein Mond heut nacht
06) Das Alles
07) Der Sommer war groß
08) Küchenjazz
09) Wenn man los muss
10) Hic sunt leones
11) Mit Dir
12) Alter Mann
13) Wieder an Land
14) Hier ist kein Bleiben
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